Geschichte
Seit Jahrhunderten war der Beruf des Kochs und damit die Zunft der Köche ein besonders hoch angesehener Berufsstand. Aufgrund dieser herausragenden Bedeutung verlieh ihnen König Ludwig IX von Frankreich im Jahr 1248 das Recht, sich zu einer Bruderschaft zusammenzuschließen. So entstand die Confrérie des Rôtisseurs – die Zunft der Spießbrater. Sie musste die Kunst beherrschen, im Wechsel der Hitze bestes Fleisch in höchster Vollendung „à point“ auf den Tisch zu bringen.
Die Mitgliedschaft war streng limitiert, die Aufnahmeprozedur vom jahrelangen „Dienen“ abhängig und die Leiter der Hierarchie konnte nach strengen Maßstäben erklommen werden. An der Spitze einer Region oder eines Herzogtums stand immer der „Bailli“, der Zunftmeister. In Paris residierte der Grand Bailli und der Grand Chancelier, die bei Hofe den Rang eines Botschafters einnahmen. Diese Vereinigung bestand 540 Jahre, der einstens nur die besten Köche Frankreichs angehörten, bis sie im Jahr 1788 während der französischen Revolution verboten wurde.
Im Jahr 1949 trafen sich in Paris drei Feinschmecker, Maurice Edmond Sailland (besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Curnonsky“), Dr. Auguste Bécart und Jean Valby sowie zwei Gastronomen, Louis Giraudon und Marcel Dorin. Sie waren es, die den alten Zunftgeist wieder aufleben lassen wollten. So wurde am 29. August 1950 die Gründungsurkunde der Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs 1248 – 1950 veröffentlicht.
Nach dem Willen der Gründer sollte es nicht nur ein Club der Köche sein, sondern eine Vereinigung von professionellen Küchen- und Restaurantmeistern einerseits und kenntnisreichen Feinschmeckern andererseits. Dazu gehört neben der guten Küche auch das Ambiente des Restaurants mit dem „Maître de Table“ und vor allem dem verständigen Gast – dem Gourmet. Es sollte wieder gespeist und nicht nur gegessen werden. So entwickelte sich die Bruderschaft zunächst in Frankreich. Schon bald wurde im Sinne einer Öffnung neben dem „Confrère“ die „Dame de la Chaîne“ gleichberechtigt in die Bruderschaft aufgenommen.
Die Idee des „Dîner Amical“, des Freundschaftsessens, machte jedoch nicht Halt vor den Grenzen Europas. Und so war es Jean Valby, der die ursprünglich für Frankreich vorgesehene Vereinigung, zu einer internationalen Bruderschaft erweiterte. Im Jahr 1958 wurde im Kurhaus von Bad Soden/Ts. durch den Grand Chancelier Jean Valby und zwölf bekannte Persönlichkeiten die Balliage National d’Allemagne e. V. gegründet. Das erste Grand Chapitre fand 1960 in München statt.
In Deutschland gehören der Chaîne des Rôtisseurs über 2.000 Mitglieder an. Durch ihren Beitritt verpflichten sich die Mitglieder zur Brüderlichkeit und Achtung untereinander.
Mitglied der Chaîne des Rôtisseurs zu sein ist eine Frage der Persönlichkeit, der Haltung und Einstellung – es ist eine Ehre.
Ziele
Die Confrérie hat sich zum Ziel gesetzt, neben der weltbekannten französischen Kochkunst, die jeweils regionale Küche mit all ihren Besonderheiten hervorzuheben und zu fördern. Gleichermaßen finden regional verfügbare Weine eine übergeordnete Beachtung.
Die Chaîne des Rôtisseurs hat erheblichen Anteil daran, dass Küche, Kochkunst und Tafelkultur in den vergangenen 50 Jahren wieder den ihr zustehenden Stellenwert erhalten hat. Darüber hinaus stellt sie sich in den Dienst von Freundschaft und Völkerverständigung.
Die Chaîne des Rôtisseurs ist derzeit in 123 Ländern der Welt vertreten. Zu ihr gehören über 35.000 Persönlichkeiten aus den verschiedensten Berufen wie Politik, Wirtschaft und Kultur, sowie zahlreiche, hoch angesehene Gastronomen.
Eine besondere Aufgabe ist die Förderung des Nachwuchses. Dazu gehören regionale, nationale und internationale Koch – Commis – Wettbewerbe. In den letzten 10 Jahren bewiesen vier Weltmeister das hervorragende Niveau deutscher Küche sowie deren Ausbildungsbetriebe, die sämtlich Mitgliedshäuser sind.
Die regionalen Bailliagen richten während des Jahres Déjeuners und Dîners aus, die ausschließlich in Mitgliedshäusern stattfinden. Der Gastronom mit seinen Mitarbeitern bietet dabei aus Küche, Keller und Service eine einzigartige Spitzenleistung. Darüber hinaus werden während dieser Veranstaltungen die freundschaftlichen Beziehungen der Mitglieder untereinander vertieft. Während des Essens gilt Rauchverbot, eine dezente Tischunterhaltung sowie kein unnötiges Aufstehen sind selbstverständlich.
Der Grundsatz „Qualität vor Quantität“ ist das angestrebte Ziel. Nicht jedes gute Haus ist Mitglied der Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs, aber jedes Mitglied ist ein gutes Haus.
Zweimal im Jahr findet das Grand Chapitre statt. Dieses stellt, begleitet von festlichen und hervorragenden Déjeuners und Dîners, die kulturellen Höhepunkte eines Bundeslandes oder einer Stadt in den Mittelpunkt. Während des Festaktes der Inthronisation werden neue Mitglieder in die Confrérie aufgenommen.
Bei offiziellen Veranstaltungen tragen die Confrères und Consœurs ihre unterschiedlichen Insignien (Medaille, Kette oder Band) in verschiedenen Farben.
Eine persönliche Bewerbung um Aufnahme in die Confrérie ist nicht möglich. Die Mitgliedschaft wird angetragen. Hierfür sind zwei Paten (Bürgen), die beide mindestens 2 Jahre Mitglied der Chaîne des Rôtisseurs sein müssen, erforderlich. Ein Chaîne – Haus muss besondere Voraussetzungen in Küche und Restaurant aufweisen, um in die engere Wahl zu kommen. Wenn ein erstes „Dîner/Déjeuner Maison“ stattgefunden hat, wird dieses Haus mit einem offiziellen „Dîner Amical“ – Freundschaftsessen – aufgenommen.